Tipp 4

Donnerstag, 9. Februar 2006

Tipp 4: eine Postaktie

wuffiwufherz

Die Post bringt allen was – so lautet ihr Slogan! Stellen Sie sich einmal vor, Sie könnten das von sich behaupten. Sie könnten stolz verkünden, dass Sie maßgeblich an der Erfolgsgeschichte eines lukrativen Unternehmens beteiligt sind. Erzählen Sie Ihrer Großmutter doch das nächste Mal, dass sie nun Teilhaberin eines der bedeutendsten österreichischen Logistikunternehmen ist und zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Österreich beiträgt – und das alles nur weil Sie ihr zum Valentinstag eine Post-Aktie geschenkt haben. Sie wird sie mit Freudentränen in den Augen sofort zu ihrem Lieblingsenkel und Alleinerben erklären. Außerdem ist das Postgelb auch äußerst dekorativ, besonders jetzt, wo der Frühling näher rückt. Aktien als schmucke Wandtapete - was könnte neoliberaler sein?

Doch betrachten wir das Ganze mal von der rationalen neoliberalen Warte. Unsere Freunde von liberty.li weisen uns darauf hin, dass die Privatisierung ein Meilenstein des Neoliberalismus ist. Das sehen wir genauso! So sind wir uns voll bewusst, dass Staatseigentum in der Demokratie ja immer automatisch Volkseigentum bedeutet. Also gehört Ihnen die Post ja jetzt schon, als braver Bürger Österreichs. Doch wir als freiheitsliebende neoliberale Individuen verwehren uns gegen die staatliche Bevormundung. Man könnte es nicht treffender ausdrücken als unsere vorher genannten Freunde: „Vielmehr sollte der Staat Besitz an seine Bürger überführen, um ihnen die Kontrolle darüber zu überlassen, anstatt ihn weiter einer Bürokratie zu überantworten, die effizienteren Nutzungsmöglichkeiten oft im Weg steht. Diese Anteile könnten die Bürger dann verkaufen, bewahren, selbst nutzen oder bestimmten Organisationen, Firmen oder Gremien zur Verwaltung überlassen.“ (Wir von "Neoliberalismus macht Spaß!" bieten uns dafür natürlich ganz eigennützig an) Genau das wollen wir! So können Sie Ihre Aktien ihrer Angebeteten schenken, ihr also was bringen. Sie wird es Ihnen bestimmt danken. Schenken Sie auch Ihrem Hund eine Postaktie, damit er endlich einmal ganz offiziell das Recht hat, den Briefträger zu verfolgen. Immerhin trägt er somit zu dessen Produktivitätssteigerung bei und lotet lediglich das gesamte Potenzial seines Unternehmens aus. Sehen Sie wozu freie Marktwirtschaft führen kann?

Entscheiden Sie sich allen Unkenrufen zum Trotze für eine Post-Aktie, denn die Vorteile überwiegen allemal. Die Buh-Rufe der Gewerkschaften sind doch allesamt nur linke Propaganda von faulen Streiklümmlern, dazu da um Sie zu verunsichern und vom rechten Wege abzubringen. Streik geht schon gar nicht, stellen Sie sich einmal vor Ihr „Playboy“ ähm… natürlich meine ich die neueste Ausgabe der „Times“ würde wegen Streiks nicht pünktlich in Ihrem Briefkasten landen. Undenkbar. Dabei stimmt es doch überhaupt nicht, dass Postämter geschlossen werden. Das geschieht höchstens in jenen regressiven kleinen Ortschaften, in denen niemand eine Postaktie gekauft hat, denn die wollen die Post ja augenscheinlich eh nicht. Sollen die doch selbst schauen, wie sie sich von nun an wieder mit Rauchzeichen verständigen. Doch Sie sind klüger und haben es ebenso wie unsere Freunde vom Hayek-Institut erkannt, dass Sie die Privatisierung der österreichischen Post freudestrahlend herbeijubeln. Die Freiheit des Marktes wird das Angebot verbessern, die Konkurrenzfähigkeit wird durch den neu geschaffenen Konkurrenzdruck ins unermessliche gesteigert und dies bringt vor allem eines: Sicherheit und Stabilität.

Dann gibt es natürlich noch die Jammerer die lamentieren, dass alles teurer werden würde. Mal ehrlich: das glauben Sie doch selbst nicht, oder? Weiß doch jedes Kind, dass wenn der Markt die Preise regelt stets der optimale Preis ausgehandelt wird und dieser kann doch niemals zu teuer sein. Was könnte es denn Besseres geben als etwas Optimales? Sehen Sie es mal von der anderen Seite: Wenn Sie so empfinden sind nicht die Leistungen der Post zu teuer, sondern Sie haben zu wenig Geld was auf mangelnde Kapitalmarktfähigkeit Ihrerseits schließen lässt.

Die Post hingegen ist fähig und fit – das sieht man schon an den zahlreichen sportlichen Briefträgern auf Fahrrädern, die durch Österreich kurven um ihre ehrenwerte logistische Aufgabe zu erfüllen. Stellen Sie sich vor, Sie und Ihre Angebetete könnten ein Teil davon sein. Ihre Position gegenüber Ihrem Briefträger würde sich rapide verbessern. Wenn Sie ihn das nächste Mal dabei erwischen, dass er die Zeitung so in Ihren Postkasten stopft, dass sie keinesfalls mehr in einem Stück herauszubringen ist, stellen Sie ihn einfach zur Rede, wedeln Sie mit den Aktien vor seiner Nase rum. Glauben Sie wirklich, der wird sich noch einmal trauen Ihre Post zu lesen, jetzt wo er weiß, dass Sie sein Chef sind?

Das Hayek-Institut hat weiters festgestellt, dass viele Postbeamte ihr Kapital auf Sparbüchern horten, anstatt es in ihr eigenes Unternehmen zu investieren. Aber wie wir alle wissen sind Sparbücher nur etwas für Luschis und Feiglinge! Kapital will zirkulieren, will frei sein, will arbeiten wie Sie und ich! Lassen Sie Ihrem Kapital doch diese Freude und es wird wohlwollend und profitabel für Sie und Ihre Liebsten arbeiten. Stellen Sie sich das Gesicht Ihres Kindes vor, wenn Mami ihm erklärt: „Dein neues Ritterburgenstockbett – das hast du nur der Postaktie zu verdanken, die mir dein Papi zum Valentinstag geschenkt hat.“ Denken Sie tatsächlich ein lahmes Sparbuch könnte denselben Effekt bei Ihren Kindern hervorrufen? Wohl kaum…

Also machen Sie sich auf: Investieren Sie in Gelb und somit in unser aller Zukunft! Lassen Sie den Poeten in Ihnen zum Vorschein kommen und überreichen Sie Ihrer Lebensabschnittsdingsbums die Aktie - natürlich in einem gelben Kuvert, mit einer roten Rose und mit einem Vers auf den Lippen:

Die Rosen sind rot,
die Aktien sind gelb!
Du bist das sichere Boot,
in meiner neoliberalen Welt!


Da gilt es nur mehr zu wiederholen: Love is in the air!

Neoliberalismus macht Spaß!

Hallöchen!

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